Allgemein, Geschichte

Noch gedenken an die grausame Zeit des Nationalsozialismus?

Ein Beitrag von Han Holtmann (Q3).
Die Bilder entstanden im Rahmen der Exkursion dreier Geschichtsoberstufenkurse (Q3) zur Mahn- und Gedenkstätte  Ravensbrück am 27. November 2018.

In Auschwitz wurden über eine Millionen Menschen ermordet, das sind etwa ein Drittel der Menschen, die heute in Berlin leben. Der 27. Januar ist in Deutschland seit 1996 der offizielle „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ und erinnert an die Befreiung des Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee. Die „Häftlinge“ lebten unter unbeschreiblich schlechten Verhältnissen im Vernichtungslager, das die Tötung der Feinde des totalitären Regimes des Nationalsozialismus zum Zweck hatte. Überlebende berichten: „Man kann es eigentlich nicht in Worte fassen, denn es dürfte so etwas nicht geben und niemals gegeben haben. Einem Tier ist es bedeutend besser gegangen als einem Menschen … man hat uns einfach wie Dreck und Ausschuss behandelt.“ Die Menschen wurden vergast, erschossen, und auf andere grausame Weise umgebracht, jedoch starben auch viele an der fehlenden Hygiene, der Kälte und dem Hunger. Viele Häftlinge wurden als Versuchsobjekt für Experimente benutzt und starben an den Folgen.

Laut Roman Herzog,  dem damaligen Bundespräsidenten, seien „dieses Leid und diese Grausamkeiten tief in das Gedächtnis der Deutschen eingebrannt“. Doch damals entstand auch die Debatte, ob es notwendig ist, dass wir uns immer wieder mit diesem Teil unserer Geschichte konfrontieren. Darauf antwortete Roman Herzog: „Es könne ohne gründliches Wissen über seine Geschichte kein Volk überleben, so frei und souverän sei kein Volk, um ohne Wissen über die Vergangenheit zu bestehen.“ Zudem sagte er, sollte sich ein Volk nicht nur an die ruhmreiche Geschichte eines Landes erinnern, sondern die ganze Geschichte, wozu nun mal auch der Holocaust und der Nationalsozialismus gehören. Wer diese Teile unserer Geschichte ausblendet, sei von intellektueller Feigheit geprägt, so Herzog. An dieser Stelle ist ein Politiker der AfD zu erwähnen, welcher für genau diese Ausblendung unserer Geschichte plädierte und den Holocaust als „Mythos“ in unseren Geschichtsbüchern bezeichnete. Der Holocaust sei ein Instrument zur Kriminalisierung der Deutschen und ihrer Geschichte, so W. v. Gottberg. Die Leugnung des Holocausts ist in Deutschland eine Straftat, jedoch meinte Wilhelm von Gottberg, er habe sich bereits entschuldigt, es ist nur nicht klar, wann und wo.

Der „Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus“ wird auch im Bundestag jährlich praktiziert und es gibt eine Gedenkstunde in Erinnerung an die Opfer des Holocausts. Als jedoch Wolfgang Schäuble und die Auschwitz-Überlebende Anita-Laska-Wallfisch ihre Reden im Rahmen der Gedenkveranstaltung hielten, applaudierte der ganze Saal, mit Ausnahme der AfD-Fraktion, die ihre Hände an bestimmten Stellen still hielt.

Roman Herzog hingegen betonte in seiner Proklamation des Gedenktages 1996, dass die Erinnerung nicht enden dürfe, da sie folgende Generationen zur Wachsamkeit warnen solle. Der Gedenktag  solle eine Widmung an die vielen Opfer, an das Leid und die Trauer sein, und der Gefahr der Wiederholung entgegenwirken. Es werde den Entrechteten, Gequälten und Ermordeten – den europäischen Juden*Jüdinnen, den Sinti und Roma, den Zeugen Jehovas, den Millionen verschleppter Slaw*innen, den Zwangsarbeiter*innen, den Homosexuellen, den politischen Gefangenen, den Kranken und Behinderten – , all denen, die die nationalsozialistische Ideologie zu Feinden erklärte und verfolgt hatte, gedacht, erklärte Herzog. Wir erinnern auch an diejenigen, die mutig Widerstand leisteten oder anderen Schutz und Hilfe gewährten. Neben der Gedenkstunde im Bundestag, werden zudem noch die Flaggen an vielen bedeutenden Gebäuden auf halbmast gesetzt und Kranzniederlegungen, z.B. im Rathaus-Mitte (Berlin),  abgehalten.
Dieser Teil der Erinnerungskultur sei sehr wichtig und wir können somit eine Ausblendung der Ereignisse im Nationalsozialismus nicht verantworten, nicht gegenüber den Opfern und nicht gegenüber unserer Zukunft, so Herzog . Auch wenn die heutigen Generationen nicht für den Völkermord verantwortlich seien, so müssen wir trotzdem die Verantwortung tragen, dass so etwas Grausames in Zukunft nichtmehr geschieht.

Hiermit möchte ich auf den Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus aufmerksam machen und ebenfalls an diesen unmittelbaren Teil unserer Geschichte erinnern. Unsere Geschichte muss nicht als erdrückende Last auf uns liegen, doch man sollte sich die Fehlern der damaligen Gesellschaft bewusst machen, um eine Wiederholung einer solchen Katastrophe vorzubeugen. Außerdem kritisiere ich den respektlosen Umgang mit unserer Geschichte von bestimmten Mitgliedern der AfD-Partei.

Internetquellen [letzter Zugriff jeweils am 15.11.2018]:

https://www.berlin.de/ba-mitte/ueber-den-bezirk/erinnerungskultur/gedenktage/artikel.109753.php

https://www.bundesregierung.de/breg-de/service/bulletin/27-januar-tag-des-gedenkens-an-die-opfer-des-nationalsozialismus-gedenkstunde-des-deutschen-bundestages-die-zukunft-der-erinnerung-ansprache-des-bundespraesidenten-806610

https://de.wikipedia.org/wiki/Tag_des_Gedenkens_an_die_Opfer_des_Nationalsozialismus

https://www.nwzonline.de/politik/niedersachsen/afd-politiker-nennt-holocaust-mythos_a_31,2,2711559586.html

https://www.planet-wissen.de/geschichte/nationalsozialismus/auschwitz/index.html

https://www.rbb-online.de/kontraste/archiv/kontraste-vom-08-02-2018/wuerdeloses-gedenken-die-afd-fraktion-waehrend-der-holocaust-gedenkstunde-im-bundestag.html