Eine Traumreise von Liora Helm (7a). Dieser Text entstand im Deutschunterricht (Lehrerin: Frau Lemme). Aufgabe war es, eine spannende Traumreise zu verfassen und sich dabei von Magrittes „Golconda“ inspirieren zu lassen. Einen Link zu dem Bild findest du/finden Sie hier.
Ich stehe in meinem Zimmer und betrachte mich selbst im Spiegel. Draußen ist es schon lange dunkel und nur das matte Licht meiner Nachttischlampe ist noch an. Eigentlich sollte ich schon lange schlafen, aber ich kann einfach nicht. Ich lege mich in mein Bett und taste mit meinen Fingern nach der Lampe. Ich betätige den Ausschaltknopf und mit einem Mal ist alles dunkel. Ich sehe nicht mal mehr meine aufgemalte Sonne an der Decke, die normalerweise von den vorbeifahrenden Autos angeleuchtet wird. Ich schließe die Augen und merke, wie alles um mich herum leiser wird.
Erschrocken reiße ich die Augen auf. Meine Mutter steht neben meinem Bett, aber sie guckt mich nicht an. Sie steht einfach nur da, mit einer Kerze in der Hand und guckt ins Leere. Auch wenn ich sie anspreche, reagiert sie nicht. Plötzlich dreht sie sich um und verlässt mein Zimmer.
Schlafwandelt sie etwa? Ich beschließe ihr zu folgen, auch wenn ich das eigentlich gar nicht will. Es ist, als ob mich ein unsichtbares Band zu ihr hinführen würde. Ich sehe, wie sie das Haus verlässt. Falls sie wirklich schlafwandeln sollte, könnte es draußen gefährlich sein. Ich renne ihr hinterher, sehe wie sie auf die Straße zugeht und will sie gerade aufhalten, da bemerke ich, dass es gar kein Auto gibt, das sie überfahren könnte. Nirgends sieht man ein Auto vorbeifahren, nirgends das quietschende Geräusch, wenn jemand bremst, nicht mal einen Scheinwerfer oder eine Hupe – es ist still. Selbst die Straßenseiten sind leer, auch unser Auto ist nirgends zu sehen. Langsam gehe ich auf meine Mutter zu. Jetzt sieht sie mich an. Sie guckt mir direkt in die Augen und ich wünschte, sie hätte es nie getan. In ihren Augen ist kein Ausdruck, keine Energie. Sie sind komplett leer. „Wo sind wir?“, frage ich mit zittriger Stimme. „Im Reich der Toten!“ Ich gucke nach oben und was ich sehe, erschrickt mich so sehr, dass ich wünschte, ich wäre tot.
Ich öffne die Augen, das Licht meiner Lampe blendet mich. „Alles gut, mein Schatz! Du hast geschrien.“ Es ist meine Mutter, doch diesmal ist alles ganz normal. Ihre blauen Auge strahlen wie immer. Ich nehme sie in den Arm und bin heilfroh, dass alles nur ein Traum war.