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Erster Corona-Fall in Leipzig: Viren kennen keine Grenzen – böses Mitbringsel aus Südtirol

Ein Artikel von  Carlotta (8d). Dieser Text entstand im Rahmen des Deutschunterrichts (Fachlehrerin: Fr. Schubert).

Leipzig. Olaf S., ein Mann Anfang 50, kann mittlerweile beruhigt auf seinen Corona- Krankheitsverlauf und den damit verbundenen Krankenhausaufenthalt zurückblicken. „Ich habe noch einmal Glück im Unglück gehabt!“, sagt er im Interview.

Er berichtet, dass er Ende Februar diesen Jahres, wie viele andere Deutsche auch, zusammen mit Freunden ein paar Tage zum Skifahren in Südtirol (Italien) gewesen sei.

Er erzählt, dass sie als Selbstversorger kaum Zeit auf den Skihütten verbracht hätten. Allerdings seien die Gondeln zu den verschiedenen Pisten meistens bis zum letzten Platz gefüllt gewesen und die individuelle Bewegungsfreiheit dadurch stark eingeschränkt.

„Natürlich befanden sich zu dieser Jahreszeit auch in Südtirol offensichtlich erkältete Personen. Im Skigebiet selbst wurden in Bezug auf das Corona-Virus deshalb jedoch keine besonderen Sicherheitsvorkehrungen getroffen.“

Olaf S. erinnert sich, dass er sehr aufmerksam die Mitteilungen der Presse über die Zunahme von Corona-Infizierten in Südtirol verfolgt und sich auch selbst noch im Urlaub einmal über seriöse medizinische Quellen im Internet und auch privat über Freunde über die Symptome des neuen Virus informiert habe.

„Schon am vorletzten Urlaubstag litt ich unter leichtem Fieber und wies Grippesymptome, wie Abgeschlagenheit, auf“, teilt der Befragte mit.

Bereits auf der Rückfahrt am 29.2.2020, die er zusammen mit seinen zwei Bekannten in seinem PKW absolvierte, habe er sodann geahnt, dass er sich mit dem Corona-Virus angesteckt habe.

Deshalb wollte er sich, als sie wieder in Deutschland eingereist waren, sogleich entsprechend untersuchen lassen und sprach dafür in Tübingen im Krankenhaus vor.  Zu seinem großen Erstaunen wurde er trotz seiner Vorwarnung, dass er denke am Corona-Virus zu leiden, weder isoliert, noch von besonders geschütztem Personal betreut. Im Gegenteil, ohne weitere Untersuchung und Corona-Test sei er von den Ärzten nach Hause geschickt worden, mit der Aussage, dass es sich bei ihm sicherlich nur um eine ganz normale Grippe handele und er sich zu Hause entsprechend auskurieren solle.

„Zuhause angekommen, bezog ich das Gästezimmer in meinem Haus. Ich isolierte mich selbst, um meine Frau und meine beiden kleinen Töchter so gut möglich vor mir zu schützen. Es war sehr schwer meinen beiden Zweijährigen zu erklären, warum sie nicht zu ihrem Papa durften, obwohl er doch jetzt wieder im Haus war“, teilt Olaf S. traurig mit.

Da sich sein Gesundheitszustand trotz Ruhe und allgemeinen Schmerzmitteln gegen Grippe weiter verschlechterte, wollte er sich am 3.3.2020 erneut untersuchen lassen.

„Über ein Gesundheitsamt in Leipzig erhielt ich telefonisch jedoch die Aussage, dass für mich ein Test auf das Corona-Virus nicht in Frage komme“, ergänzt er aufgebracht, „Südtirol zählte zu dem Zeitpunkt nicht zu den Risikogebieten. Eine Notwendigkeit für eine Testdurchführung wurde damit nicht gesehen. Das hatte zur Folge, dass ich ganz normal zum Hausarzt gehen musste. Ich hatte an diesem Tag Gliederschmerzen, wie ich sie noch nie in meinem Leben verspürt habe. Außerdem stieg das Fieber.“

Auch beim Hausarzt stieß er erst auf Ablehnung in Bezug auf seinen Corona- Verdacht.

Nur, weil Olaf S. am Ende mit seinen Kräften und in großer Sorge um seine Gesundheit sowie vorrangig der seiner Familie, mit Nachdruck darauf bestand, dass der Test auf das neuartige Virus sehr wohl durchgeführt wird und er die Kosten dafür tragen werde, wurde der Arzt tätig.

Am Donnerstag, den 5.3.2020, lag das Testergebnis vor. Bis heute spricht niemand mehr über die Kosten für die Durchführung des Tests und plötzlich habe das ärztliche Personal der Stadt Leipzig alles richtig gemacht. In einem Zeitungsartikel brüsteten sich führende Mitarbeiter des St. Georg-Krankenhaus in Leipzig damit, die Erkrankung des Interviewten erkannt und alles zu seiner Genesung sowie dem Schutz seiner Familie und der Allgemeinheit zeitnah eingeleitet zu haben.

„Das hat mich sehr geärgert, da es überhaupt nicht der Wahrheit entsprach!“ kommentiert unser Gesprächspartner die Pressemitteilungen.

Olaf S. wurde unverzüglich nach Bekanntwerden der Infizierung mit dem Corona-Virus von Zuhause ins Krankenhaus auf die Isolierstation gebracht.

Dort erfolgten sodann mehrmals täglich verschiedene Untersuchungen, Blutabnahmen und Infusionen.

Der Isolierte musste sich zudem einem MRT unterziehen. Im Gegensatz zu anderen Corona-Patienten brauchte er glücklicherweise keinen zusätzlichen Sauerstoff, Sorgen bereitete den Ärzten allerdings, dass sein Fieber zum Abend hin über etliche Tage jeweils über 39,5 °C anstieg.

Seine Familie wurde mit der Krankenhauseinweisung des Mannes Zuhause offiziell unter Quarantäne gesetzt, was auch diesmal natürlich für das Zwillingspaar schwer zu begreifen war.

Angesprochen auf seine Isolation im Krankenhaus als erster Corona-Fall in Leipzig, beschreibt er: „Auf der Isolierstation wurde ich zwar mit allen notwendigen Medikamenten und Nahrungsmitteln versorgt, belastend empfand ich allerdings, dass ich aufgrund meiner besonderen gesundheitlichen Situation natürlich über viele Tage keinerlei Besuch empfangen durfte und selbst das Krankenhauspersonal, welches so verhüllt war, dass ich oftmals noch nicht einmal erkennen konnte, ob es sich dabei um eine Schwester oder einen Pfleger handelte, auch nur die für die jeweilige Behandlung notwendige kurze Zeit im Zimmer war. Glücklicherweise konnte ich mich, als es mir wieder besser ging, mit meiner Familie und Freunden über das Telefon und Internet verständigen. Ansonsten wäre es hier ganz schön einsam gewesen. Auch haben mir die vielen aufmunternden Worte Mut gemacht und bei der Genesung geholfen. Zudem war es für mich wichtig, dass ich mich auch während des Krankenhausaufenthaltes weiter über die Geschehnisse auf der Welt und natürlich auch bezüglich des Corona-Virus informieren konnte.“

Vergangenen Montag durfte Olaf S. endlich wieder nach Hause, erzählte er mir überglücklich. „Ich muss zwar noch ein paar Tage zu Hause verbringen, habe den Virus jedoch gut überstanden.“

Die Tests seiner Familienangehörigen waren alle negativ. Allein der Besonnenheit Olaf S. ist es zu verdanken, dass er weder seine Familie noch wissentlich weitere Menschen mit dem Virus angesteckt hat.

Die zwei Bekannten, mit denen er in Südtirol im Urlaub war, mussten zwar mit Bekanntwerden der Infizierung Olaf S. mit dem Corona-Virus in häusliche Quarantäne. Ein entsprechender Test wurde jedoch bei ihnen nicht durchgeführt, da nach Olaf S. Aussage, „Ein Test, gemäß dem Gesundheitsamt in Leipzig, erst gemacht werde, sofern derjenige vorgegebene Symptome anzeigen würde“.

Dass ein Mensch auch Träger und Verbreiter des Corona-Virus sein kann ohne selbst Krankheitssymptome aufzuweisen, wird vom Gesundheitsamt nicht in Betracht gezogen.

Hoffen wir, dass die Menschen in den kommenden Tagen und Wochen zur Bekämpfung der Ausbreitung des Corona-Virus ihre sozialen Kontakte so weit wie möglich einschränken und bei  Verdachtsfällen ebenso besonnen reagieren wie Olaf S.