Ein Beitrag von Lisa Gitter (Q4).
In den letzten Wochen ist wohl niemand an dem Thema Corona vorbeigekommen. Das öffentliche Leben wurde weitestgehend eingeschränkt und auch Schüler*innen wurden ins Homeoffice geschickt. Diese Krisensituation bringt die Gesundheitssysteme der gesamten Welt an ihre Grenzen und Pflegenden wird erstmals von einer großen Masse der Bevölkerung Respekt gezollt, beispielsweise durch gemeinsames Applaudieren am offenen Fenster.
Doch das Coronavirus hat das Fass im Gesundheitssektor nur noch endgültig zum Überlaufen gebracht, schon lange leiden Pflegende unter den enormen physischen als auch psychischen Belastungen.
Der zentrale Grund dafür ist, dass es durch den demographischen Wandel und auch durch eine bessere medizinische Versorgung immer mehr Pflegebedürftige gibt. Dies erhöht das Arbeitspensum der Pflegenden und verschlechtert die Arbeitsbedingungen um Einiges. So wird der ohnehin schon anstrengende Schichtdienst zu einem richtigen Kraftakt, wenn sich plötzlich ein*e Kollege*in krankmeldet und die Pflegebedürftigen natürlich trotzdem versorgt werden müssen. Im vergangenen Jahr kam es schon zu Schließungen von einzelnen Stationen oder Notaufnahmen, da es in den Krankenhäusern zu wenig Personal gab um alle Pflegebedürftigen zu versorgen. Die geringe Bezahlung trägt auch nicht unbedingt dazu bei, dass junge Menschen motiviert werden einen Beruf in dem Gesundheitssektor auszuüben, obwohl diese doch so dringend gebraucht werden.
Aber sollte ein so zentraler Sektor der Gesellschaft nicht entsprechend gefördert und unterstützt werden?
Zu der Bekämpfung dieses Pflegenotstandes haben sich bereits verschiedene Parteien geäußert, so möchte die Linke 100.000 neue Pflegefachkräfte in Krankenhäusern einstellen, offen lässt sie jedoch, woher das Personal kommen soll. Herr Lauterbach von der SPD fordert den Mindestlohn für Pflegekräfte um 30% anzuheben. Mit dieser drastischen Gehaltserhöhung kam er bisher nicht durch, aber vielleicht wird der Regierung und auch der Bevölkerung mit der Coronakrise vor Augen geführt, wie essenziell die Arbeit der Pflegenden doch ist. Ebenfalls für eine bessere Bezahlung sowie für mehr Mitbestimmung bei den Arbeitszeiten setzen sich die Grünen ein. Außerdem fordern sie das Vorantreiben der Digitalisierung im Gesundheitssektor, damit die Dokumentation des Arbeitsablaufes weniger Zeit in Anspruch nimmt und die Pflegenden mehr Zeit für ihren eigentlichen Beruf, der Pflege von kranken oder alten Menschen, haben.
Der Gesundheitsminister Jens Spahn von der CDU rief zwei Programme ins Leben, welche am 01.01.2019 und Anfang 2020 angelaufen sind. Krankenhäuser sollen demnach mehr finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt bekommen, damit sie in Zukunft Notaufnahmen oder Stationen nicht mehr schließen müssen. Außerdem wurden stationären Altenpflegeeinrichtungen 13.000 Stellen versichert, welche von den Krankenkassen bezahlt werden sollen.
Pflegende sind von dem Programm weitestgehend enttäuscht, da, durch Gesetze wie beispielsweise der Fachkräftequote, bisher keine von den versprochenen 13.000 Stellen besetzt wurde und auch generell keine unmittelbare Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu spüren war.
Anfang diesen Jahres startete die reformierte Pflegeausbildung, welche mit zahlreichen Werbeaktionen gefördert werden soll, doch die mediale Aufmerksamkeit wird den Pflegeeinrichtungen zurzeit eher aus traurigen Gründen zuteil. In Krankenhäusern fehlte es in letzter Zeit teilweise an ausreichendem Schutzmaterial. Vereinzelt kam es sogar zu Diebstählen von Desinfektionsmittel und Mundschutzen, dieses Verhalten zeigt nochmal, dass der Respekt, der den Pflegenden entgegengebracht werden sollte, eben noch nicht bei jeder*m in der Bevölkerung angekommen ist.
Vielleicht kann ja auf lange Sicht gesehen die Coronakrise dazu beitragen, dass die Situation in der Pflege verbessert wird. Den Pflegenden sei es auf jeden Fall zu wünschen, nachdem sie Tag für Tag Menschenleben retten und so einen großen Teil zur Aufrechterhaltung der Gesellschaft beitragen.