Die fünf Stellungnahmen entstanden im Rahmen des Deutschunterrichts der 8b (Fachlehrerin: Frau Lemme).
Ausgangspunkt der Diskussion waren folgende Artikel:
[1] https://www.tagesspiegel.de/politik/totale-ueberwachung-in-chinas-schulen-wenn-kameras-jede-gesichtsregung-auswerten/24913046.html
[2] https://www.deutschlandfunk.de/alles-unter-kontrolle-chinas-intelligenter-schule-entgeht-102.html
Linn Baumann
„Smart eye“ – Ja oder Nein?
Immer wieder wird in den Medien über das moderne Überwachungssystem „Smart Eye“ für Schulen berichtet. Es ist eine Kamera, die im Klassenraum befestigt wird. Sie filmt den gesamten Unterricht. Lehrer:innen können das Videomaterial regelmäßig ansehen und als Beweis für die Mitarbeitsnote vorlegen. Doch werden da nicht ein paar wichtige Aspekte vergessen?
Ich behaupte, dass digitale Kontrolle Lehrer:innen und Schüler:innen spaltet.
Bei der Notengebung verlassen sich die Lehrkräfte auf das vorhandene Videomaterial. Es gibt also keinen intensiven und persönlichen Austausch zwischen Lehrern und Schülern. Darüber hinaus kann die Psyche der Kinder geschädigt werden, da sie das dauerhafte Gefühl von Überwachung empfinden. Wenn eine Kamera ein Verhalten jeden Tag kontrolliert, ist es kein Wunder, dass solche Emotionen zu Stande kommen. Ein öffentlicher Ort, wie ein Einkaufszentrum, das videoüberwacht ist, ist nicht zu vergleichen mit einer Schule, in der Kinder lernen sollen, ihre Persönlichkeit zu entfalten. Da durch die Kamera der Fokus darauf liegt, immer artig zu sein und gute Leistungen abzugeben, wird die eigene Identität vernachlässigt und die innere Motivation am Unterricht teilzunehmen verändert. Die Schüler:innen benehmen sich aus Angst vor der Überwachung und lernen nicht, aus eigenem Antrieb aktiv am Unterricht teilzunehmen.
Mir erscheint das Projekt „Smart Eye“ sehr fragwürdig, da es schon allein im Hinblick auf den Datenschutz ein großer Aufwand ist, alle Genehmigungen einzuholen, um dann die Kinder zu filmen, während sie eigentlich ihren eigenen Weg gehen sollten. Anstatt zu lernen, dass ihnen Vertrauen und Sicherheit entgegengebracht wird, würden sie überwacht werden. Ich komme also zum Entschluss, dass es besser für die Gesundheit der Schüler:innen wäre, Kameras in Schulen zu vermeiden. Ich schlage daher vor, dass die Lehrer:innen im Unterricht genügend Notizen machen, damit keine Kamera benötigt wird. Genau so gut können sich auch Schüler:innen Pläne machen, wann und wie oft sie sich beteiligen. So haben beide Seiten Material, das sie einander vorlegen können, um die Mitarbeitsnote dann gemeinsam zu besprechen.
Anna Hippel
Vermehrt wird sich die Frage gestellt, ob Videoüberwachung in Schulen besonders hilfreich oder einfach nur überflüssig ist. Kameras sollen Lehrern bei der Benotung der Schüler helfen und Schüler sollen sich dadurch besser konzentrieren bzw. kontrollieren können. An einigen Schulen ist die Videoüberwachung so ausgeprägt, dass sogar anhand der Mimik die Konzentration der Schüler analysiert und ausgewertet werden kann. Selbst die Essensausgabe in der Mensa erfolgt an diesen Schulen mit Gesichtserkennung. Doch soll es auch an der Fichtenberg-Oberschule eine solche Kontrolle durch Kameras geben? Kameras würden in den Klassenräumen und auf dem ganzen Gelände angebracht und installiert werden. Der Unterricht würde aufgezeichnet und gespeichert werden. Allen Eltern bzw. Lehrern wäre es möglich, auf die Kameras zuzugreifen und sich die Übertragungen anzuschauen.
Grundsätzlich ist zunächst einmal festzuhalten, dass Kameras sich negativ auf den Schulalltag auswirken.
Durch die permanente Videoüberwachung steigt der Leistungsdruck für die Schüler massiv. So würden sich Schüler eher auf eine konzentrierte Mimik als auf den eigentlichen Unterricht konzentrieren, weil sie Angst vor schlechten Noten etc. hätten. Darüber hinaus ist es so gut wie unmöglich, durchgehend konzentriert zu sein. Ein weiterer Nebeneffekt von dauerhafter Überwachung sind auch psychische Schäden. Diese könnten sich im späteren Leben beispielsweise durch ein dauerhaftes Beobachtungsgefühl oder Angstzustände äußern.
Am schwerwiegendsten ist jedoch die Tatsache, dass durch die Verhaltensvorgaben der Kameras die Identitätsbildung der Schüler unterdrückt bzw. ganz unterbrochen werden kann, denn es ist eine weitere Aufgabe von Schule, den Schülern die Möglichkeit zu geben, Grenzen zu erproben und verschiedene Handlungsmöglichkeiten zu testen.
Meiner Meinung nach lässt sich sagen, dass Kameras in Schulen ein Gefühl der permanenten Kontrolle und der Unterdrückung des freien Verhaltens verursachen können. Natürlich bringen sie auch viele positive Aspekte mit sich, jedoch sollten sie nicht in die Privatsphäre der Schüler eingreifen und dadurch den Weg zur freien Entfaltung beeinflussen. Zukünftig sollte man daher trotz der stets fortschreitenden Digitalisierung darauf achten, dass die Schulen weitgehend kameralos bleiben.
Kameras sollten jedoch nicht ganz an Schulen verboten werden, da sie beispielsweise vor der Schule angebracht werden können, um so Unfälle oder Straftaten aufzuzeichnen und die Reichweite des Sicherheitsbereiches des Schulgeländes zu erweitern.
Tessa Wagner
In letzter Zeit wurde in den Medien viel über das Thema „Videoüberwachung im Unterricht – ja oder nein?“ diskutiert. Um diese Frage beantworten zu können, sollte man sich mit einer Schule in China auseinandersetzen, die dies bereits eingeführt hat. Selbst dort wurde das System wieder abgeschafft.
Ich bin der Meinung, dass es keine Videoüberwachungssysteme geben sollte. Ich bin dieser Meinung, weil die Atmosphäre dadurch gestört wird, z.B. wenn man nichts mehr machen kann, ohne von der Überwachungskamera gleich erfasst zu werden. Des Weiteren kann das Videoüberwachungssystem auch fehlerhaft sein und so falsche Informationen an die dafür zuständige Lehrkraft senden, das zu falschen Eindrücken und somit auch zu schlechteren bzw. nicht den Leistungen entsprechenden Noten führen könnte. Am wichtigsten ist jedoch das Argument, dass es wissenschaftlich erwiesen ist, dass es unmöglich ist, sich durchgängig zu konzentrieren. Wenn ein Schüler also einmal kurz abwesend ist, erfasst dies die Kamera auch, was ebenfalls zu schlechteren Noten führen kann.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es zu viele Probleme mit Eltern (wegen der Bewertungen) und dem System geben würde. Aus den genannten Gründen bin ich der Meinung, dass es kein Videoüberwachungssystem in den Klassenräumen der Fichtenberg-Oberschule geben sollte. Deshalb fordere ich, dass jedes Kind auf der Welt selber entscheiden können soll, ob es im Unterricht gefilmt wird. So kann auf jeden Fall das Persönlichkeitsrecht gewahrt werden, auf das jeder Mensch Anspruch hat. Schule soll nicht einschränken, sondern fördern!
Anonym
Eine ständige Überwachung in Klassenräumen ist an einigen Schulen in China üblich. Kann dies auch an der Fichtenberg-Oberschule umgesetzt werden? Die Frage, die wir im Unterricht diskutiert haben, lautet daher: Soll es in den Klassenräumen der Fichtenberg-Oberschule Video-Überwachungssysteme (z.B. „smart eye“) geben? Doch um diese beantworten zu können, müssen einige Gesichtspunkte betrachtet werden.
Eine dauerhafte Überwachung wäre ein unzumutbarer Zustand für Schüler:innen und Lehrkräfte an der Fichte.
Dies kann man zunächst mit dem finanziellen Aufwand begründen, denn das Videoüberwachungssystem wäre sehr kostenaufwändig. Hierbei stellt sich die Frage, ob man das Geld, nicht besser investieren könnte. Gerade Gymnasien kann man digitalisieren oder im Falle unserer Schule das Geld in die neue Turnhalle investieren.
Des Weiteren ist ein öffentlicher Ort wie ein Einkaufszentrum, das videoüberwacht wird, nicht mit der Schule zu vergleichen, in der Kinder lernen sollen ihre Persönlichkeit zu entfalten. Kameras in der Schule können das Verhalten der Kinder negativ beeinflussen und ihre Psyche kann durch das ständige Gefühl von Überwachung nachhaltig geschädigt werden. Außerdem kommt hinzu, dass die Privatsphäre der Kinder, eingeschränkt und kontrolliert wird, denn auch zwischen den einzelnen Fächern und in den Pausen werden ihre Gespräche oder körperlichen Handlungen aufgezeichnet.
Am Wichtigsten ist jedoch die Tatsache, dass die Identitätsbildung der Schüler:innen gestört wird. Sie werden sich an Idealen messen und müssten sich auch dementsprechend verhalten, da ihre Handlung, ihr Sprechen oder ihre persönlichen Interessen aufgezeichnet und analysiert werden könnten. Durch diese beängstigende Vorstellung vermeiden sie jeglichen Unsinn und versuchen, so gut es geht, den Vorstellungen eines:r perfekten Schülers:in gerecht zu werden. Dies widerspricht dem Ziel, Schüler:innen zu selbstbestimmten mündigen Bürger:innen zu formen.
Meine Meinung ist, dass Kinder nicht in den Klassenräumen unserer Schule gefilmt werden sollten, denn so schafft man keine vertrauensvolle Gesellschaft. Außerdem wäre das rücksichtslos und unakzeptabel, weil durch das dauerhafte Überwachen in den persönlichen Freiheiten des Einzelnen eingegriffen wird. Zusammenfassend lässt sich nun sagen, dass wir keine Kameras an unserer Schule montieren sollten, denn das ist finanziell zu aufwändig, schädigt die Psyche und behindert die Identitätsbildung.
Cleo Afsar
Immer häufiger wird in den Medien von Schulen mit Videoüberwachung berichtet. Die Videoüberwachung soll bewirken, dass das Arbeiten für Schüler:innen und Lehrer:innen einfacher wird. Einige Überwachungssysteme gehen mittlerweile schon so weit, dass sie die Stimmung und Konzentration der Schüler:innen in den Klassenräumen erkennen und analysieren können. Die Popularität dieser Programme stellt uns vor die Frage, ob wir in den Klassenräumen der Fichtenberg-Oberschule auch Videoüberwachungssysteme anschaffen sollten.
Die Kameras sollen dem besseren Lernen und Konzentrieren der Kinder dienen. Die wichtigsten Punkte, die für alle am Schulleben Beteiligten wirklich zählen, werden hierbei jedoch nicht beachtet. Das Videoüberwachungssystem soll sich dafür eignen, das Bewerten der Schüler:innen zu erleichtern. Bei der Auswertung der Unterrichtsbeteiligung im Nachhinein könnte es jedoch zu Missverständnissen kommen, da die Lehrkraft das Verhalten eines/r bestimmten Schülers/Schülerin anders und somit falsch deuten könnte. Wenn ein Junge seinem Mitschüler im Unterricht beispielsweise etwas erklärt, könnte es in der Kamera möglicherweise so aussehen, als würde er mit seinem Mitschüler reden und somit den Unterricht stören. Außerdem kommt hinzu, dass die Psyche der Kinder durch das ständige Gefühl von Überwachung nachhaltig gestört werden kann und die Betroffenen das ungute Gefühl, stets und ständig beobachtet zu werden, nie wieder loswerden. Darüber hinaus werden die Schüler:innen durch die Kameras indirekt zum gleichen Verhalten gezwungen, was zur Gleichmachung und einem einheitlich angepassten Verhalten der Kinder führt. Dadurch wird die Individualität und demnach auch die Identitätsbildung beeinträchtigt, die besonders in dieser Phase des Lebens bedeutend für die Zukunft der Kinder ist.
Ich bin der Meinung, dass wir keine Videoüberwachung im Unterricht benötigen. Insgesamt gibt es zwar ähnlich viele Pro- und Kontra-Argumente, jedoch sind die Kontra-Argumente schwerwiegender. Anstatt mit Computersystemen vieles missverständlicher zu machen, sollten wir bei der gegenwärtigen Unterrichtsform bleiben und versuchen, das Verhältnis zwischen Schüler:innen und Lehrer:innen zu stärken.