Eine Reportage von Friederike Freund (WPF Zeitung Kl. 9, Fr. Schubert).
Es ist dunkel. Man hört Stimmen. Immer an der linken Wand entlang, vor und hinter einem weitere Leute. Wir halten an. Um kurz vor fünf, an einem Dienstag in den Ferien, stehen wir, also meine Großeltern, meine Cousine, meine kleine Schwester und ich in der Eingangshalle vom Dunkelkaufhaus.
Das Dunkelkaufhaus in Wetzlar ist eine sogenannte „Nichtsehenswürdigkeit“. Es besteht daraus, dass man innerhalb einer Stunde von einem blinden Menschen durch insgesamt vier verschiedene Räume geführt wird, in denen es natürlich, wie der Name schon sagt, komplett dunkel ist. In diesen Räumen kann man erleben, wie es ist, wenn ein Sinn komplett wegfällt.
Zu insgesamt zehnt betreten wir, nach Ablegen der Taschen, die Räume. In dem Moment des Eintretens spüre ich, wie die Angst in mir hochkommt. Es ist so dunkel, dass man wirklich gar nichts sieht. Absolut nichts. Nach dem ersten Schock befolgen wir die Anweisungen unseres Guides. Immer an der linken Wand lang. Dann bleiben wir auch schon im ersten Raum stehen. Angespannt klammere ich mich an die Wand. Nun bekommen wir verschiedene Geräusche vorgespielt und müssen erraten, was das für Geräusche sind. Dies ist je nach Geräusch unterschiedlich schwer. Es gibt Geräusche wie das Zwitschern der Vögel, aber auch unangenehme Laute wie die von einem Presslufthammer.
Weiter geht es, nicht mehr ganz so verängstigt laufen wir weiter und bleiben vor einem Tisch stehen, auf dem verschiedene Besen liegen, die wir natürlich nicht sehen, sondern ertasten müssen. Unser Guide fängt an uns etwas über die Berufe, die die meisten blinden Menschen, vor allem früher ausgeübt haben, zu erzählen. Das Herstellen von Besen ist einer davon. An dem anderen Ende des Raums bleiben wir dann nochmal stehen. Dort ertasten wir verschiedene Arten von Stoffen, wie die von einem Putzlappen, einer Tischdecke oder einer Jeans.
Im nächsten Raum angekommen steht ein Tisch, auf dem verschiedene Gegenstände liegen, die für verschiedene Berufe stehen. Dies ist nicht immer so einfach, da man nicht immer weiß, für welchen Beruf diese Gegenstände stehen könnten oder was das überhaupt für Gegenstände sind. Spaß macht es aber trotzdem.
In den nächsten und letzten Raum werden wir dann alle einzeln geführt, da sich auf dem Weg dorthin eine Stufe befindet. Hinter der Stufe sind dann verschiedene Buchstaben an die Wand geklebt, die einen Satz ergeben. Dies fällt jedem unterschiedlich schwer zu erraten. Ich zum Beispiel finde dies recht einfach, meiner Großmutter fällt das dafür umso schwerer.
Der letzte Raum besteht aus einer Bar, wir setzen uns und bestellen etwas. Ich bestelle eine Fanta, die ich mir mit meiner Schwester und Cousine teile und einen Kinderriegel. Während wir essen und trinken, beantwortet unser Guide unsere Fragen, die uns zu dem Thema Blindsein interessieren. Als wir fertig sind mit essen, müssen wir natürlich auch bezahlen, was im Dunklen nicht so einfach ist.
Nachdem dies geschafft ist, geht es für uns wieder raus ins Helle. Draußen angekommen kneifen wir erstmal unsre Augen zusammen. Wenn man eine Stunde im Dunkeln verbracht hat, merkt man erst, wie hell das Licht eigentlich ist. Meine Augen tun ein bissen weh.
Zusammenfassend ist es auf jeden Fall ein sehr schöner Ferientag gewesen, da es ein spannendes Erlebnis ist mal nichts zu sehen, dabei lernt man auf jeden Fall das Sehen auch wertzuschätzen.