Ein Meinungsbeitrag von Resa (Q3).
Tucholsky schrieb einst: „Da gab es vier Jahre lang ganze Quadratmeilen des Landes, auf denen war der Mord obligatorisch, während er eine halbe Stunde davon entfernt ebenso streng verboten war. Sagte ich: Mord? Natürlich Mord. Soldaten sind Mörder.“ [1]
Darf mensch Soldat*innen potenzielle Mörder*innen nennen? Ja, darf mensch, urteilte das BVerfG 1995, nachdem eben dieser „Konflikt“ 1984 bei einer Podiumsdiskussion in einer Frankfurter Schule aufkam und ein Angehöriger der Bundeswehr klagte. Das BVerfG entschied auch, dass Tucholskys Worte durch die Meinungsfreiheit gedeckt seien.
Die Bundeswehr ein*e Arbeitgeber*in wie jede*r andere*r? Nicht ganz. Natürlich gibt es auch bei der Bundeswehr ganz „normale“ Ausbildungsberufe, wie zum*zur Kfz-Mechaniker*in. Allerdings ist das nicht ihre Hauptaufgabe, die Hauptaufgabe einer Armee eines Staates ist, egal wo, die Verteidigung der Landesinteressen im Ausland und im Angriffsfall die Verteidigung des Landes vor Ort. Nach der Gründung der BRD durfte diese zunächst gar keine Armee haben. Mit der Erfahrung des Zweiten Weltkriegs war dies verständlich. Erst Mitte der 1950er-Jahre entflammte die Debatte um eine deutsche Wiederbewaffnung. Trotz des großen Protestes kam es zu einer Wiederbewaffnung der Bundesrepublik.
Durch viel Öffentlichkeitsarbeit und Aktivist*innen in den letzten Jahren wurde die Bundeswehr erfolgreich aus den meisten Schulen in der BRD vertrieben – mensch lädt sie meist einfach nicht mehr ein.
Trotzdem landet immer Mal wieder ihre Propaganda auch in unserer Schule. Was?! Die Bundeswehr wirbt in der Fichte? Ja. Schaut man sich die diversen Zukunftsratgeber an, stößt mensch immer Mal wieder auf sie. Als kleine Werbung oder mit großflächigen, ganzen Seiten in diesen Jugendzeitungen. Einmal konnte mensch sogar eine Woche mit der gesamten Klasse bei der Truppe gewinnen. Ein Kindheitstraum geht in Erfüllung. Nicht.
Briefe von der Bundeswehr zum 17. Geburtstag, überall in der Bahn, an Litfaß-Säulen oder als Werbung im Internet. Die Bundeswehr nimmt fast alle medialen Räume ein. Kann man uns Schüler*innen nicht wenigstens in der Schule damit in Ruhe lassen?
Die Wehrpflicht wurde abgeschafft, nun scheint die Bundeswehr ein Nachwuchsproblem zu haben und gibt Millionen für Werbematerial um die „Mach was zählt“-Kampagne aus. Aber was zählt denn eigentlich wirklich? Sicherlich nicht, sein Leben für irgendeinen Staat zu opfern und Kanonenfutter zu sein oder in andere Länder einzumarschieren. Damals wie heute ist es eine Illusion zu glauben, dass eine Armee Frieden bringen könnte, Assad richtet die Armee gegen sein eigenes Volk, Russland reitet in die Krim ein, Hitler überfiel Polen.
Frieden zählt, setz dich für ihn ein: Mach was zählt!
Haltet die Augen auf!
[1] Erstmalig veröffentlicht in einer Glosse mit dem Titel „Der bewachte Kriegsschauplatz“ (1931).