Allgemein, Geschichte

Profilkurs 10 Geschichte – Denkmal für die ermordeten Juden Europas

Ergebnis der Projektarbeit im Hauptgebäude der Fichte, 1. OG, Flur der Klassenräume 9/10

Ein Beitrag von Bela Pfeffer, Relja Muche und Matthias Knechtges im Rahmen des Profilkurses Geschichte 10 (Schuljahr 2016/17)

Wahlpflichtkurse laden gerade dazu ein von den normalen Unterrichtsformen abzuweichen. Im Wahlpflichtfach Geschichte hieß das dieses Jahr Projektarbeit. Natürlich hatten unsere Wochen des eigenständigen Arbeitens ein Überthema. Geschichtskultur. Bis wir mit diesem Wort etwas anfangen konnten, brauchte es natürlich einige Zeit der in der Schule meist praktizierten Wissensvermittlung. Leitfragen des Projektes (Profilkurs 10 Geschichte, Schuljahr 2016/17)Als unsere Lehrerin und der ebenfalls anwesende Referendar uns jedoch das Thema der Geschichtskultur verständlich gemacht hatten, wurden wir losgeschickt ein eigenes Ergebnis passend zum Thema zu produzieren. Zum Thema? Geschichtskultur bezeichnet kurz gesagt einen Bereich der Kultur, in dem die Menschen mit Geschichte umgehen, etwas aus ihr lernen oder sich an früher geschehenen Beispielen orientieren.

Ein gutes Beispiel für Geschichtskultur ist ein Denkmal. Es stellt ein dem*den Architekten*innen und Auftraggebern*innen wichtig scheinendes Ereignis dar, um den Betrachtenden eine Möglichkeit zu geben, sich mit dem Thema auseinander zu setzten. Sie können es sich vorstellen, etwas daraus lernen oder sich über früher Geschehenes informieren. Natürlich vermischen sich die –  in der Geschichtskultur als drei Dimensionen (ästhetisch, politisch und kognitiv) – beschriebenenen Wirkungen und Effekte des jeweiligen Ortes oftmals. Diese Effekte und Wirkungen werden manchmal jedoch nicht beabsichtigt und treten ein oder mancherorts passiert das Gegenteil. Daraus lässt sich natürlich wunderbar eine Projektarbeit entwickeln, in der sich die Gruppen Orte aussuchen und diese untersuchen.

Die Untersuchungsfrage hängt selbstverständlich mit dem gewählten Ort zusammen. In unserer Dreiergruppe entschieden wir uns nach langem Hin und Her, uns mit dem „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ zu beschäftigen, um am Ende bewerten zu können, ob die Form des Denkmals angemessen ist. Das Adjektiv zu finden, nachdem unsere Frage ausgerichtet sein sollte, war aus meiner Sicht der schwierigste Teil des gesamten Projekts. Schließlich hätten wir genauso gut fragen können, ob es überhaupt angemessen ist, ein Denkmal in Bezug auf den NS im Herzen der Hauptstadt stehen zu haben. Aber wir wollten uns mit der Angemessenheit beschäftigen und die Menge an Argumenten für und wider des Aussehens und der Widmung des Denkmals haben den Ausschlag gegeben, unsere Frage so auszurichten. Unsere vorausgegangen Recherchen zum Thema und die Sichtung der Eröffnungsreden und Zeitungsartikel gaben uns viele Argumente an die Hand, doch nicht alle waren hilfreich. Viele Befürworter des Denkmals argumentierten damit, dass es ein Denkmal brauche, nicht aber wie es ausschauen und wie es seine angestrebte Wirkung auf die Besucher entfalten sollte.

Schlussendlich konnten wir unsere Frage beantworten und feststellen, dass es auf der einen Seite gut ist, den Ermordeten durch die Andeutung von Grabsteinen einen würdigen Ort zu geben, an dem man sich ihrer erinnern kann. Jedoch fehlt uns die Thematisierung von Täterschaft, wodurch der Lerneffekt für uns heute gemindert ist, obwohl dieser aber wichtig für die heutige Gesellschaft ist.

Außerdem beinhaltet das Denkmal, das eine vielschichtige Weiterentwicklung des Wissens und der Auffassung über den NS ermöglicht, alle Dimensionen der Geschichtskultur. Das bedeutet, es gibt die Möglichkeit den*die Besucher*in zu berühren und zu ermahnen, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen, doch hätte diese Möglichkeit durch eine deutlichere Mahnung über die Thematisierung der Täterschaft verstärkt werden können. Zudem ist die Hierarchisierung der Opfergruppen, die durch die Größe des Denkmals im Vergleich zu dem der Sinti und Roma (u.a.) erzeugt wird, in unseren Augen negativ.

Insgesamt haben wir die Angemessenheit des Denkmals als ambivalent eingestuft und dies an einer Korkwand durch eine Vorstellung des Denkmals, eine Präsentation der Kontroverse und einem Fazit zu einem ausstellbarem Produkt gemacht.