Ein Artikel von Resa (Q4)
Die Abiturphase ist nicht nur eine Zeit, die von Stress geprägt ist, sondern auch vom Träumen und Pläne schmieden. Manche wissen schon, wo die Reise hingehen soll und Andere wollen erstmal die neu gewonne Freiheit genießen. Was unser Abijahrgang 2017 so vor hat, soll Inhalt der mehrteiligen Reihe „Abi und was dann?“ sein.
Beim Pläne schmieden darf man meiner Meinung nach eins nie vergessen: „Viele Wege führen nach Rom“. Dass ein paar Menschen scheinbar ähnlich denken, zeigt unsere erste Interviewpartnerin.
Ayla K. – Weil Naturwissenschaften eben doch was für Frauen* ist! (Teil 1)
Resa: Was sind deine Pläne für nach dem Abi?
Ayla: Ich immatrikuliere mich an der FU für Biologie, um dann entweder sofort studieren zu können oder ich schreibe mich für etwas NC-freies ein, um ein Semesterticket und weiterhin Kindergeld zu bekommen. Wenn das zweite eintritt, würde ich gerne über die Seite workaway.info ins Ausland reisen und gegen Kost und Logis arbeiten – möglichst mit Tieren.
Resa: Warum machst du kein FSJ?
Ayla: Die Angebote, die ich bisher in ungefähr drei Monate langer Recherche gefunden habe, sagten mir nicht genug zu, um mich ein Jahr lang mit ihnen zu beschäftigen und nicht staatliche Organisationen verlangen zu viel Geld.
Resa: Warum möchtest du gerade Biologie studieren? Was interessiert dich daran?
Ayla: „Ähm. (lacht) (Evolutions-)Biologie ist meine Leidenschaft seit der 9. Klasse. Ich würde dann auch in meiner Bachelorarbeit den eben genannten Schwerpunkt setzen. Nach abgeschlossenen Studium würde ich dann gerne in die Forschung gehen und ggf. mit einem Zweitstudium Archäologie knorke durchstarten.
Australien und Neuseeland gehören unter Menschen, die Work-and-Travel machen mit zu den beliebtesten Zielen -, wenn mensch fragt, wo die Leute hinwollen, werden diese weit entfernten Orte oft als Ziel angegeben. Vielleicht gerade weil sie so weit weg von zu Hause sind.
Jannes R .- Weit weit weg…..
Resa: Was sind deine Pläne?
Jannes: Mein bester Freund und ich wollen in Neuseeland Erfahrungen sammeln und erstmal eine Rundreise machen, bei der wir uns alle Sehenswürdigkeiten ansehen. Danach wollen wir Work und Travel machen.
Resa: Wie?
Jannes: Anfangs mit einer Organisation, um abgesichert zu sein, und anschließend dann mehr auf eigene Faust. An sich werden wir das aber eher spontan entscheiden. Ich kann mir auch vorstellen, Jobs fürs Gemeinwohl zu übernehmen, also mehr im sozialen Bereich. Steht aber gerade noch nichts fest.
Resa: Was erhoffst du dir davon?
Jannes: Allgemeine Joberfahrungen sammeln, vor allem auch im Umgang mit einer anderen Sprache und den Menschen vor Ort. Und vor allem eine schöne Zeit mit meinem besten Freund zu haben.
Resa: Warum Neuseeland?
Jannes: Das ist ein Ort, an dem man sehr viel machen kann, es gibt viel zu erleben und einfach, weil es ganz weit weg ist und uns interessiert.
Andere wiederum zieht es nicht in die Ferne, sondern in eines unserer Nachbarländer.
Amina E. – Parlez-vous français?
Resa: Was sind deine Pläne?
Amina: Ich würde gerne ein FSJ machen und zwar in Frankreich, das nennt sich IJFD. Ich wurde auch schon bei einer Stelle angenommen, bei der Arche. Dann habe ich mich aber noch bei zwei anderen Stellen beworben, nämlich einmal in einer deutsch-französische Kultureinrichtung in Nantes und das andere wäre beim deutsch-französisches Jugendwerk in Paris.
Resa: Wo würdest du am liebsten hin?
Amina: Am liebsten würde ich nach Nantes, das ist im Nordwesten, an der Küste.
Resa: Und warum gerade Frankreich?
Amina: Ich hab in der 10. Klasse schon einen dreimonatigen Austausch gemacht. Ich war sehr begeistert von dem Land und von denen Menschen, sodass ich entschieden hab, dass ich nach dem Abi gerne nochmal dahin will.
Resa: Wäre es auch auf längere Zeit was für dich?
Amina: Ja, ich glaub zwar, studieren in Frankreich wäre jetzt nichts für mich, aber ich liebe es da zu sein und ich besuche auch meine Gastfamilie immer.
Resa: Was erhoffst du dir vom FSJ?
Amina: Ich erhoffe mir einerseits, dass ich meine Französischkenntnisse verbessere, andererseits hoffe ich, Arbeitserfahrungen zu sammeln und mich auch ein bisschen beruflich orientieren zu können.
„Im Wald zwei Wege boten sich mir dar,
und ich nahm den, der weniger betreten war
und dies veränderte mein Leben“
Robert Lee Frost
Auch wenn vor allem auf dem Gymnasium den Menschen eingetrichtert wird, dass das Hauptziel unseres jungen Lebens das erfolgreiche Absolvieren des Abiturs ist, lebt es sich auch ganz gut ohne. Das zurzeit prominenteste Beispiel dafür ist wohl der SPD-Kanzler-Kandidat Martin Schulz. Trotzdem fällt die Entscheidung vielen schwer, vor allem weil am Abitur so viele Erwartungen von einem selbst, den Eltern und der Schule hängen. Eben weil es so schwer fällt sich als Gymniast*innen gegen das Abitur in 12 Jahren zu entscheiden, ist es umso wichtiger zu erwähnen, dass man sich auch dagegen entscheiden kann zum Abitur anzutreten.
Niklas O. – Ab ins Grüne
Resa: Was willst du machen?
Niklas: Ich möchte ein FÖJ (Freiwilliges Ökologisches Jahr) entweder auf Sylt oder in Bayern machen.
Resa: Was bedeutet FÖJ? Was macht man da?
Niklas: Man macht ein einjähriges Praktikum im ökologischen Bereich. Es ist der Gegenpart zum FSJ und je nachdem, wo man landet, sind die Haupteinsatzgebiete Naturschutz und den richtigen Umgang mit der Natur zu erlernen.
Resa: Warum willst du das machen?
Niklas: Ein Grund ist, dass ich mich noch nicht für ein paar Jahre festlegen möchte, durch bspw. ein Studium oder eine Ausbildung. Zudem möchte ich lernen selbstständiger zu werden und ich denke, dass ich dafür raus von zu Hause muss.
Resa: Was erhoffst du dir davon?
Niklas: Ich möchte Erfahrungen sammeln und eine Idee davon bekommen, ob die Arbeit im ökologischen Bereich, was für mich wäre. Außerdem bekomme ich Einblicke in einen alternativen Lebensstil als Alternative zum Stadtleben.
Resa: Der geebnete Weg ist also nicht so deins?
Niklas: Richtig. Ich habe mich auch vor einigen Wochen entschieden, nicht zu den Abiturprüfungen anzutreten, da weder die Motivation noch die Kraft für den ganzen Stress vorhanden sind. Die Wochen, die ich so einspare, möchte ich als Vorbereitung für das FÖJ nutzen – von einem Minijob bis hin zu, wie bediene ich eine Waschmaschine.
Resa: Was ist die Perspektive für dich ohne Abi?
Niklas: Also ich sehe es so, dass unsere heutige Gesellschaft, die nur auf Noten und dem Zertifikat Abitur, das so viel bedeutet wie „ich bin schlau“ beruht. Dennoch ist es heute möglich einen Weg ohne Abitur zu gehen, der einem genügend Möglichkeiten für die Zukunft und auf dem Arbeitsmarkt bietet.