Allgemein, Ethik & Philosophie

Was ist der Mensch? (I)

Ein Beitrag von Öykü Özdemir (10c).
Der Text entstand als Antwort auf eine der vier Grundfragen Immanuel Kants im Rahmen des Ethikunterrichts der 10. Klassenstufe.

Der Mensch beziehungsweise das, was den Menschen ausmacht, ist eine Komposition aus dem biologischen, kulturellen und moralischen Wesen. Angesichts aller Forschungsaspekte der einzelnen Wissenschaften, wie die den menschlichen Körper als solchen untersuchende Medizin, die sich mit der gesellschaftlichen Existenz beschäftigenden Soziologie und die das Seelenleben des Menschen betrachtende Psychologie, werde ich nach seinem Wesen unter den aufgeführten Teilaspekten fragen.
Biologisch gesehen ist der Homo sapiens eigentlich eine Ansammlung von Zellen, die sich durch die Evolution zu einem höheren Lebewesen/Primaten mit hochentwickeltem Verstand entwickelt hat. Der darwinistisch evolutionstheoretisch vom Affen abstammende Mensch entwickelte sich vom Sammler zum Jäger, zum Landwirt und schließlich zum modernen Menschen, begleitet in ständiger Interaktion mit Kultur und Moral.
Doch was unterscheidet den Menschen eigentlich von einem Tier oder von künstlicher Intelligenz?
Die Kultur des Menschen entwickelt sich stetig weiter, indem sie kumulativ auf die Erfahrung der vorangehenden Generationen und auch auf das Wissenspotential der gesamten Menschheit zurückgreift sowie deren aktuelles Wissenspotential nutzt. Dadurch kann der Mensch auch immer wieder neue Ideen entwickeln und umsetzen. Diese Umsetzung findet allerdings ihre Grenzen in der Moral, da der Mensch im Laufe seines Lebens durch Sozialisation die Fähigkeit erlangt, sein Tun und Handeln ethisch und moralisch zu bewerten bzw. zu hinterfragen. Dazu greifen Kultur und Gesellschaft sanktionierend auf Menschen ein, die die mehrheitlich akzeptierten, moralisch kulturellen Wertvorstellungen nicht teilen (Beispiel: Sicherungsverwahrung für Kinderschänder bzw. Mörder).
Die künstliche Intelligenz bei Maschinen ist nicht menschlich, da sie kein Verständnis dafür hat, was sie tut, keine Gefühle, keine Emotionen oder ein Bedürfnis nach Anerkennung hat.

Doch der Weg vom „Höhlenmenschen“ zum postmodernen Menschen war von vielen Faktoren geprägt. Ursprünglich mussten nur die „Defizitbedürfnisse“ sprich physiologische Bedürfnisse (Luft, Hunger, Durst, Sexualität, Ruhe und Bewegung, körperliche Unversehrtheit), Sicherheitsbedürfnisse, (berufliche- und materielle Sicherheit, Stabilität der Lebensumstände, Regeln, Schutz) sowie soziale Bedürfnisse (Bedürfnis nach Gesellschaft, Kontakt, Freundschaft, Liebe) befriedigt werden.
Durch die Notwendigkeit des Zusammenlebens, da die steigenden Bedürfnisse der Menschen nicht mehr ohne seine Gruppe befriedigt werden konnten, wurden auch die so genannten unstillbaren Bedürfnisse oder Wachstumsbedürfnisse erzeugt. Diese sind Anerkennung, Status, Ansehen, Einfluss und Macht sowie die Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung des einzelnen Individuums in der Gruppe oder Gesellschaft.
Aber auch Neugier und der Versuch, die Welt zu verstehen, ohne, dass es einen praktischen Nutzen gibt, sind Teil dieser Bedürfnisse.
Zusammenfassend kann man sagen, jeder einzelne Mensch wird durch das, was man unter Menschsein versteht, geprägt bzw. definiert und ebenso prägt das Menschsein jedes einzelne Individuum als Mensch.