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Monster 1983 – Kino für die Ohren?

Eine Empfehlung von Özge Yildiz (Q2).

Erinnern Sie sich noch an den Sommer 1983? An die ersten BMX-Räder? An Duran Duran auf Ihrem Workman? An Pepsi in Dosen, als Magnum im Fernsehen lief? An ET, den Außerirdischen? Die ersten Videotheken? An die erste Liebe, den ersten Kuss? Ja, das sind alles schöne Erinnerungen an den Sommer 1983…

Mit diesen Worten beginnt die erste Folge der dreiteiligen Hörspielserie „Monster 1983“, deren Veröffentlichung zwischen 2015 und 2017 erfolgte. Eine packende, sich stetig steigernde Serie der drei Autoren Ivar Leon Menger, Anette Strohmeyer und Raimon Weber, die den Hörer zum Mitfühlen animiert. Der*Die Zuhörer*in kann gespannt sein, was in den nächsten Folgen auf ihn*sie zukommen wird. Schock, Spannung, Wut, Trauer … alles ist dabei. Auch die Crème de la Crème der Sprecher*innenszene ist in den drei Staffeln zu finden. Das Genre der Serie schwankt zwischen Mystery, Thriller, Horror und Fantasy. Es geht in den Staffeln um Mord, Tod, kurz auch um Folter. Laut Regisseur und Autor Ivar Leon Menger war der Wunsch von Audible eine Einordnung in das Horror-Genre, doch der Autor selbst wollte Popcornkino.

ACHTUNG SPOILERGEFAHR: LESEN AUF EIGENE GEFAHR!

Es geschehen mysteriöse Morde in der kleinen Küstenstadt Harmony Bay, Oregon. Sheriff Cody versucht die Morde aufzuklären und gerät dabei in eine schwierige Lage. In der zweiten Staffel verschwindet Familie Cody, die Tochter des Sheriffs Amy wird gesucht. Die Regierung will den Nachtmahr lebendig für ihre eigenen Zwecke nutzen. Die dritte und letzte Staffel handelt davon, dass Cody wieder auftaucht. Genau wie Taylor Dunford, die ebenfalls zurückgekehrt ist. Ein Virus in der Küstenstadt ist nun nicht mehr das einzige Problem des Sheriffs, der nun alle Hände voll zu tun hat: durch den Nachtmahr, der gefährlicher und stärker geworden ist als je zuvor, und das unbekannte Virus, welches in der Stadt umhergeht und einige Tote hervorbringt.

Die Spannung war bei mir schon mit dem Hören der ersten Folge, dem ersten Tag nahezu unerträglich, als Sheriff Cody (David Nathan) und Rotbart, auch bekannt als Mr. Briggs (Till Hagen) miteinander reden. Schon zu dem Zeitpunkt wusste ich, dass etwas Schlimmes geschehen sein musste:
Mr. Briggs: „Denn ich weiß, dass Sie verzweifelt nach etwas suchen.
Sheriff Cody: „Bitte?
Mr. Briggs: „Und ich kann Ihnen helfen, es zu finden…
(Folge 1, Track 1, 1-3 Minuten).

Das war eine der Stellen, die ich sehr spannend fand und die mir den Anlass gab, die Serie weiter zu verfolgen. Eine weitere Szene, die ich sehr gut fand, war diese:
Doc Schultz: „Das war kein natürlicher Tod. […] Es war der schlimmste Tod, den Sie sich vorstellen können. Was ich in diesen Körpern gesehen habe… […] Ich habe so etwas Schreckliches in meiner ganzen Laufbahn noch nie gesehen. […] Es wäre wahrscheinlich sinnvoller, wenn Sie erst nach unserem Treffen etwas frühstücken würden.
(Folge 1, Track 4, 9-11 Minuten).
Als der Doc, gesprochen von Bernd Rumpf, zu reden begann, konnte man Verzweiflung, Unsicherheit und Angst aus seiner Stimme heraushören. Bei Sheriff Cody hörte man den fragenden Unterton, sowie die Verwirrung, die sich in seinen gesprochenen Worten widerspiegelte.

Angesprochen von dieser Neugierde, was wohl geschehen war, wollte ich unbedingt wissen, wie es weitergeht, so dass ich mir die kompletten ersten beiden Staffeln zulegte und sie in zwei Nächten durchhörte. Der Cliffhanger der ersten Staffel brachte mich dazu, wissen zu wollen, wie die zweite Staffel sein würde. Ich habe eigentlich nur dagesessen und die Serie mit vielen Gänsehautmomenten verfolgt. Man hätte mich kaum rufen oder gar ansprechen können, da ich so in die Serie eingetaucht war. Hätte es jemand getan – zum Glück war es nachts -, dann hätte ich mich zu Tode erschrocken und die Person womöglich angeschrien, da diese mich aus der Serie gezogen hatte.

Doch am Ende der zweiten Staffel war ich verwirrt über die letzten Worte von Amy (Helen Blaschke). Das eigentliche Problem aber lag darin, dass die dritte Staffel noch nicht erschienen war und ich mich über den Cliffhanger der zweiten Staffel aufregte, weil mich die Frage am Ende der zweiten Staffel dermaßen beschäftigte und ich nur noch an die Serie denken konnte, nur noch an diese Frage, und an nichts anderes mehr. Die Frage, die am Ende der zweiten Staffel steht, werde ich euch nicht verraten, damit ihr euch die Serie selbst anhört. Aber ich werde euch drei besondere Momente, drei besondere Szenen nennen, die ich sehr gerne höre:

Ähnlich wie „diese Frage“ hat mich eine dramatische, traurige Szene aus der ersten Staffel beschäftigt, in der Thomas Cody Deputy Taylor Dunford (Luise Helm) alles über sich und seine ehemalige Ehefrau erzählt. Dabei musste ich mit weinen, da David Nathan, die Stimme von Sheriff Cody, so herzzerreißend geweint hat, dass es auch mir die Tränen in die Augen trieb. Dies war eine der Szenen, die mich sehr berührt hat.

Ähnlich realistisch und atemberaubend waren die Stimmen in der Folterszene, Folge 9 der zweiten Staffel, geschrieben von Anette Strohmeyer. Die Schmerzenslaute und das hämische Grinsen des Bürgermeisters sind perfekt von den Sprechern umgesetzt worden.

Was ich auch sehr rührend fand, war die Szene, in der Brian Landers (Ekkehardt Belle) Lucy Merril (Bettina Weiss) über das Radio einen Heiratsantrag gemacht hat. Das war auch eine der Szenen, bei der ich Gänsehaut bekommen habe. Diese Szene fand ich persönlich am schönsten. Denn da hätte ich auch fast geweint, weil es so schön und rührend war.

Dann kam sie. Endlich! Die dritte Staffel hat mich auch gerührt, gleichzeitig an manchen Stellen auch aufgeregt. Ich war natürlich sehr happy, als die dritte Staffel erschien, um sie dann in einer Nacht durchzuhören. Es war interessant anzuhören, dass die dritte Staffel ganz anders gestaltet ist als die anderen beiden, denn die dritte Staffel – so viel kann ich verraten – ist aus der Sicht von Mr. Hunter (Florian Halm) geschrieben, der mit einem Agenten namens Powers (Charles Rettinghaus) durch Harmony Bay zieht und ihm die Geschichte erzählt, die sich in der Küstenstadt 1983 abgespielt hat. Denn die Staffel spielt nicht nur im Jahr 1983, sondern auch im Jahr 1995.

Auch in dieser Staffel gab es schöne Szenen: Die Rückblenden, die eingespielt werden, und das, was 1995 in Harmony Bay geschieht – mit Hunter und Powers, die durch die Stadt laufen und an die verschiedenen Orte gehen. Wie zum Beispiel zur Bar von Sharky (Benjamin Völz) oder in die Kirche von Reverend Mason (Joachim Tennstedt), um dort für wenige Augenblicke zu verweilen. Und es gab auch Szenen, bei denen ich mir gedacht habe: „Wieso musste das passieren? Warum musste der- oder diejenige überhaupt sterben?“ Diese dritte Staffel war für mich etwas Besonderes. Am Ende gibt es einen kleinen Twist, und auch eine Doppelhochzeit.

Fazit: Das Beste, was ich je gehört habe!

Wenn ihr wissen wollt, was mit Cody, seinen Kindern und den anderen Menschen aus Harmony Bay passiert, dann hört euch die Serie an. Lasst euch mitreißen in die Geschichte der Küstenstadt Harmony Bay und dessen Bewohner, die einige Dinge aufdecken werden. Ihr wollt wissen, was der MC ist? – Dann hört die Serie. Denn sie ist wirklich gut. Sie ist hörenswert und einfach nur fantastisch. Sie ist das Beste, was ich je in meinem Leben gehört habe.

Ein echt großes Lob an Anette Strohmeyer, Raimon Weber, Ivar Leon Menger, die dieses Imperium erschaffen haben. Vor allem die drei Autor*innen haben die Serie zu dem gemacht, was sie jetzt ist. Denn die Drei haben sich beim Schreiben der Folgen abgewechselt, womit verschiedene Schreibstile in ein Hörspiel integriert wurden, die man beim Hören aber nicht auseinanderhalten kann, auch wenn z.B. die dritte Staffel ganz anders gestaltet ist als die vorherigen.

Allgemein sind die Stimmen und Geräusche in „Monster 1983“ so eingesetzt, dass sie mich beim Hören sehr zum Mitfühlen brachten. Der Sprecher, der Mike gespielt hat, konnte sich gut in die Lage der Person hineinspielen. Als der Bürgermeister White (Norbert Langer) Mike (Simon Jäger) fast erwürgt, war ich fassungslos dabei, denn Mike war mir sehr ans Herz gewachsen und ich wollte nicht, dass er stirbt. Genauso war es bei den anderen Sprechern auch. Jede Stimme hat zu dem jeweiligen Charakter in der dreiteiligen Serie gepasst. Der Regisseur hat die Sprecher sorgfältig ausgewählt und zu den entsprechenden Charakteren zugeordnet. Am wichtigsten aber: Die Crème de la Crème der Sprecherbranche ist hier wiederzufinden, darunter z.B. David Nathan (Johnny Depp), Simon Jäger (Matt Damon) und viele mehr. Dadurch kann man sich in die Lage der Personen super hineinversetzen, oder auch selbst weinen, wenn geweint wird.

Kritik – Die englische Übersetzung der ersten Staffel

Aber es gibt auch manches zu kritisieren: Denn Audible UK hat die erste Staffel ins Englische übersetzt. Da muss man klar und deutlich sagen, dass die Umsetzung nicht gelungen ist. Denn in der Originalserie hat man auch Nebengeräusche gehört, dass z.B. die Leute herumlaufen, in der englischen Version fehlt dies jedoch gänzlich. Zudem war die Besetzung in dieser Version nicht gerade schön. Stimmlich haben die englischen Sprecher*innen nicht so zu den Charakteren gepasst, außer Landers, dessen Stimme ganz in Ordnung zu sein schien. Denn die Stimme von Amy, welche im deutschen Original von Helen Blaschke gespielt wurde, klang im Englischen viel zu alt. Helen Blaschke konnte ihre Stimme so verstellen, dass sie kindlich klingt und das konnte die Schauspielerin der Übersetzung nicht. Nicht einmal die Emotionen konnte sie richtig umsetzen. Das konnten die Originalsprecher*innen besser als die englischen. Also keine Empfehlung für die englische Ausgabe, in der die Sprecher*innen sehr tonlos herüberkamen, als hätten sie keine Lust.

Sound Design und Soundtrack der Serie

Dafür ein Lob an den Sound Designer Tommi Schneefuß und Musikproduzent Ynie Ray, die diese Serie ebenfalls zu dem gemacht haben, was sie ist. Es lohnt sich, in einem weiteren Artikel im Detail auf die Machart der Sounds und der Musik einzugehen! Ich habe ein Interview mit Sound Designer Tommi Schneefuß geführt, um mehr über die Entstehung der Sounds zu erfahren, (FORTSETZUNG FOLGT).

Auszeichnung für Monster 1983 im Jahr 2017

Wichtig zu wissen: „Monster 1983“ ist das beste Hörspiel 2017 und wurde durch die vielen Hörer auf Platz eins gewählt. „Monster 1983“ sollte man wirklich jedem empfehlen.

Über die Autor*innen

Es folgt eine Kurzbiographie der Autor*innen.

Ivar Leon Menger: Ivar Leon Menger wurde am 25.10.1973 in Darmstadt geboren und hat außer „Monster 1983“ auch weitere Bücher wie „Darkside Park“ (2009), „Porterville“ (2013-2014) und „Der Prinzessin“ (2006) geschrieben.

Raimon Weber: Raimon Weber wurde am 27.03.1961 in Unna geboren. Weber war auch Mitautor der bekannten Hörspielserie „Gabriel Burns“. Ebenso verfasst er eigene Bücher wie zum Beispiel „Kuckucksmörder“ (2014) oder „Die Blutmauer“ (2016).

Anette Strohmeyer: Anette Strohmeyer wurde am 26.09.1975 in Göttingen geboren. Auch sie schrieb andere Bücher, beispielsweise „Ondragon“ (2012‑2016) und weitere. Weber, Menger und Strohmeyer sind in dem Verlag Psychothriller GmbH tätig, den Ivar Leon Menger gegründet hat.

Weitere Infos
Einblicke hinter die Kulissen sind auf dem Youtube-Kanal von Audible in einer Playlist zu finden. Weitere Informationen sowie ein kleines Tagebuch mit Bildern, die er für die dritte Staffel der Serie „Monster 1983“ anfertigte und schrieb, findet ihr auf der offiziellen Homepage von Ivar Leon Menger (www.ivarleonmenger.de).