Eine Reportage über den Alltag einer Optikermeisterin von Yolanda Pawlowski (8b). Der Artikel entstand im Rahmen des Zeitungsprojektes der 8. Klassen.
Samstag, 14 Uhr. Frau Neumann schließt lächelnd ihren Optikerladen in der Breitestraße in Schmargendorf ab. Gemeinsam mit ihrem dreiköpfigen Team hat die Optikermeisterin dafür gesorgt, dass viele Kunden mit neuen oder reparierten Brillen wieder den richtigen Durchblick haben.
„Samstag ist zwar der kürzeste Arbeitstag, aber dafür kommen mehr Kunden als an einem Wochentag mit neunstündiger Öffnungszeit. Die Menschen haben Samstag Zeit, um sich nach einer neuen Brille umzuschauen oder die alte reparieren zu lassen“, berichtet die freundliche Optikermeisterin.
Handwerk mit viel Fingerspitzengefühl
Der Arbeitstag beginnt für die 66-jährige Optikermeisterin Jutta Neumann und ihre Mitarbeiter*innen immer um 9 Uhr. Zuerst werden die Lieferungen der Gläser und Gestelle ausgepackt und den Aufträgen der Kund*innen zugeordnet.
Die Chefin und ein Mitarbeiter beginnen damit, die Gläser in die Fassungen in der Werkstatt einzuschleifen. Das Schleifgerät ist sehr laut. Es ist viel Geschicklichkeit und Erfahrung von Nöten. Dies merke ich gleich, als ich die Möglichkeit erhalte, ein Übungsstück zu bearbeiten. Das Kunststoffglas bricht ab. „Die Ausbildung zum Optiker dauert drei Jahre. Da bekommt man Übung im Umgang mit der Technik“, beruhigt mich Frau Neumann.
Besonderes Ambiente
Ein Mitarbeiter sorgt dafür, dass die über 500 Brillenmodelle verschiedener Marken in den Wandregalen akkurat angeordnet sind. Auffällig sind auch die vielen Spiegel an den Wänden. Sie lassen den Laden größer und heller wirken und dienen natürlich auch dazu, dass sich die Kunden darin mit der neuen Brille betrachten können.
Besonders auffällig ist die Schaufensterdekoration. In einem Geflecht aus Ästen und Zweigen sind die Brillenmodelle angeordnet. Ein echter Hingucker.
In einem etwas geschützten Bereich im hinteren Teil des Ladens steht ein Gerät, in das viele verschiedene Linsen eingespannt werden können. „Nicht alle Kunden kommen mit einem Brillenrezept zu uns. Wir können mit diesem Gerät die Fehlsichtigkeit bestimmen. Deshalb ist Sorgfalt ein wichtiges Kriterium in meinem Beruf“, erklärt Frau Neumann.
Immer die Ruhe bewahren
Nun betritt der erste Kunde des Tages das Geschäft. Es zeigt sich, dass man als Optiker nicht nur viel handwerkliches Geschick, sondern auch Menschenkenntnis und soziale Kompetenz haben muss. Der Kunde kann sich nämlich nicht mit Worten verständlich machen, da er taubstumm ist. Mit Zettel und Stift findet Frau Neumann jedoch heraus, was sein Anliegen ist. Der Brillenrahmen ist gebrochen und soll repariert werden. Dies stellt sich als unlösbar heraus und so muss der Kunde eine neue Fassung bestellen. Bei der Auswahl wird er ausführlich beraten. In zwei Werktagen wird das Modell geliefert und dann können die Gläser der alten Brille im Laden eingeschliffen werden. Das spart dem Kunden eine Menge Geld. „Die Gläser sind je nach Grad der Fehlsichtigkeit meist ein Vielfaches teurer als das Gestell“, erläutert die Optikerin.
Jeder Kunde ist einzigartig
Der nächste Kunde kommt seine fertige Brille abholen. Er sieht sehr modern mit dem neuen Modell aus, das noch genau an seine Kopfform angepasst werden muss.
Im Verlaufe des Tages betreten noch viele Kund*innen mit unterschiedlichen Wünschen den Laden. Es fällt auf, dass es im Laden nie hektisch wird und immer der*die Kund*in im Mittelpunkt steht. Auch wenn viele Schauspieler*innen und Politiker*innen zu ihren Kund*innen gehören, behandelt die Optikerin alle Kund*innen gleich.
Nach Ladenschluss um 14 Uhr ist der Arbeitstag als Optikermeisterin noch nicht beendet. Jetzt steht noch die Buchhaltung auf dem Programm.