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Reportage über die Zeuneschule

Eine Reportage von Siona Wehr und zwei anonymen Autor*innen (8d). Der Artikel entstand im Rahmen des Zeitungsprojektes der 8. Klassen.

Die Zeuneschule ist in der Rothenburgstraße, nur wenige Schritte vom Fichtenberg-Gymnasium entfernt. Als wir schon etwas näher am Gebäude der Schule sind, hören wir die ruhige Musik, die aus dem, am Tor angebrachten, Lautsprecher kommt. Wir haben uns die Frage gestellt: „Was ist anders an der Zeuneschule, einer Blindenschule, und was unterscheidet sie von unserem Fichtenberg-Gymnasium?“

Wir sind der Sache nachgegangen und haben drei Schüler*innen einer neunten Klasse der Zeuneschule gefragt und sie haben uns spannende Antworten gegeben.

Pro Klasse gibt es sechs bis sieben Schüler*innen. Auf dem Fichtenberg sind wir etwa 32 Schüler*innen pro Klasse, also ein großer Unterschied, aber auch verständlich, da eine besondere Betreuung benötigt wird. Wie bei uns auch, haben sie zwei Klassenlehrer*innen.

Ein Mädchen teilt uns mit: „Meine Freundin muss um 04:30 Uhr aufstehen, damit sie um 05.30 Uhr den Schulbus nehmen kann.“

Das ist eine für uns kaum vorstellbare Uhrzeit, besonders im Winter, wenn es kalt und noch dunkel draußen ist. Es gibt jedoch nur eine Blindenschule in Berlin, deshalb kommen die Kinder von weit her und manche fahren länger als zwei Stunden.

Wie bei den meisten Schulen fängt der Unterricht um 8 Uhr an, die Stunde dauert jeweils 45 Minuten. Die neunte Klasse hat täglich acht bis neun Stunden Unterricht. Wir haben uns über zwei Fächer besonders informiert, Mathematik und Sport, weil es uns schwierig erscheint, sich ohne gutes oder fehlendes Sehvermögen unfallfrei zu bewegen oder mit Zirkel und Lineal zu arbeiten.

Jede*r arbeitet im Mathematikunterricht am eigenen Computer. Gerade wird das Thema „Winkel“ durchgenommen. Dazu benutzen die Schüler*innen ein Papier mit besonderen Markierungen zum Erfühlen. Ein Junge hat uns seinen Zollstock mit Blindenschrift gezeigt : „Fühlt mal, die Zahlen kann man so ertasten.“ Natürlich haben wir uns dabei recht ungeschickt angestellt.

Die Schüler*innen der neunten Klasse haben gerade Turnen. Wie kann man Blinden das Turnen beibringen? Sie lernen es so, dass die Lehrer*innen alles genau erklären. Sie lernen eher durch das Hören als durch das Sehen. Außerdem tasten sie sich an Seilen entlang und können sich so im Raum orientieren.

Die Zeuneschüler*innen haben dieselben Fächer wie wir, aber zusätzlich noch LPF und SLT.  LPF steht für „Lebenspraktische Fähigkeiten“ und deckt Themen ab, wie z.B. Nähen oder kochen. SLT steht für Schreib-Lese-Technik. Dort lernen die Schüler*innen, am Computer zu arbeiten. Ab der achten Klasse schreibt man dann an Computern, vorher an Schreibmaschinen. Ebenso wie wir werden Schüler*innen in allen Fächern benotet.

Diese Blindenschule zu besuchen und mit den Kindern zu sprechen, hat uns, die wir sehen können, „die Augen geöffnet.“ Es hat uns einen Einblick gegeben, welche Dinge gleich und welche unterschiedlich sind. Am meisten hat uns beeindruckt, dass die Kinder dort die gleichen Chancen wie an anderen Schulen haben können, wenn sich Lehrer*innen und Schule für sie einsetzen, wobei das an normalen Schulen ja auch der Fall ist oder sein müsste!