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„Jeder stirbt für sich allein“ (Hans Fallada)

Gedenktafel Amsterdamer Str. 10

Berliner Gedenktafel für das Ehepaar Hampel

Eine Rezension von Antonia Müller (Q1).

„Die Nazi-Partei war alles, aber das deutsche Volk – nichts.“ – Jeder stirbt für sich allein (Hans Fallada)

Der Roman „Jeder stirbt für sich allein“ von Hans Fallada, erstmals erschienen 1947, beruht auf dem Leben des Ehepaares Otto und Elise Hampel. Von 1940-42 legten diese Postkarten mit regimefeindlichen Botschaften in Berlin und Potsdam aus.
Der Roman ist in vier Teile geteilt. Im ersten Teil („Die Quangels“) lernt der Leser die Bewohner der Jakobinerstraße 55 und ihre Lebensgeschichten kennen. Die Protagonisten sind Otto und Anna Quangel, deren Sohn im Krieg gefallen ist. Daraufhin entwickelt Otto Quangel die Idee zu den Postkarten mit regimefeindlichen Botschaften in der Hoffnung, eine Empörungswelle auszulösen. In der Realität wurde von 200 Karten, die das Ehepaar Hampel geschrieben hat, aber nur eine einzige weitergereicht. Eigentlich waren die beiden dankbar für die Machtergreifung Hitlers, denn Otto Quangel bekam eine Anstellung und beide Eheleute bekleideten Ämter in der Arbeiterfront bzw. Frauenschaft.
Im zweiten Teil („Die Gestapo“) werden die ersten Funde der Karten beschrieben: Die meisten Finder sind ängstlich, eine Empörungswelle, die vom Ehepaar Quangel gewünscht ist, entsteht nicht. Man lernt den Gestapo- Ermittler Escherich kennen, welcher beauftragt ist, den Fall zu klären. Er wird stark unter Druck gesetzt, den Fall schnellstmöglich zu klären und greift dabei zu betrügerischen Mitteln. Später ist er auch der Kommissar, der die Quangels überführen wird.
Der dritte Teil („Das Spiel steht gegen die Quangels“) schildert den langsamen Untergang des Ehepaares Quangels; durch ein Missgeschick wird Otto Quangel als Schreiber der Karten identifiziert und der Kampf gegen das Regime findet somit ein Ende.
Der vierte und letzte Teil („Das Ende“) umschreibt die langen Verhöre des Ehepaares Quangel. Es folgen etliche Gefängnissaufenthalte und der Prozess vor dem Volksgerichtshof.
Die Sprache des Romans ist relativ simpel, was daran liegt, dass Hans Fallada das Alltagsleben der Mittel- und Unterschicht kannte und sich ihres Jargons absichtlich bediente. Aufgrund dessen, wirkt der Roman umso authentischer.
Viele Inhalte des Romans weichen von der wirklichen Lebensgeschichte der Eheleute Hampel ab. Auslöser des Kampfes gegen das Regime im Roman ist der Tod des Sohnes Otto Junior, in der Realität jedoch, starb Elise Hampels Bruder, dessen Tod sie aus der Bahn warf. Der Roman endet mit dem tragischen Tod des Ehepaar Quangels.
Erstaunlich an der Handlung ist, dass jede noch so kleine Tat am Ende des Romans zusammenhängt.
Das Buch gibt einem die Hoffnung, dass während des NS- Regimes nicht jeder Kleinbürger weggeschaut hat, sondern dass es auch Leute gab, die den Mut und den Willen dazu hatten, ihre Meinung, die in diesem Fall Widerstand gegen das System bedeutete, mit dem Tod zu vertreten.
Der Autor jedoch sprach von sich als einem Mann, der mit dem Strom schwamm, weswegen er den Roman gar nicht erst schreiben wollte. Trotzdem tat er es, denn er kannte das Leben zur Zeit des Krieges in Berlin und die Verhältnisse, die unter den Nazis herrschten. Er selbst lebte lange in der Nähe von Berlin. Kurz nachdem er den Roman beendete, starb er 1947.