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„Schule ohne Rassismus“ – Was steckt dahinter?

Eine Reportage von Lara Wittassek und Josephine Arlt (8d). Der Artikel entstand im Rahmen des Zeitungsprojektes der 8. Klassen.

Wenn man unsere Schule, das Fichtenberg-Gymnasium, über den Haupteingang betritt, fällt der Schüler*innenschaft wie auch Besucher*innen das Schild Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage (franz. Mut), die Abkürzung schulintern hierfür ist „SoR-SmC“, sofort ins Auge. Auch im Haupt-Schulgebäude sind Hinweise in Form von Aushängen im Bereich des Lehrer*innenzimmers zu finden, wie beispielsweise die SoR-AG, die sich in regelmäßigen Abständen trifft und sich inhaltlich mit dem Thema auseinandersetzt. Weiterhin wurden Willkommensklassen in unsere Schule integriert.

Aber was bedeutet das Schild „SoR-SmC“ überhaupt für die Schüler*innen?

Das Etikett Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage  ist nicht nur ein Schild, sondern eine Auszeichnung, die die Einstellung gegenüber Rassismus und Antisemitismus verdeutlicht. Antisemitismus ist eine Form von Rassismus, die sich gegen die religiöse Bevölkerungsgruppe der Juden richtet. Rassismus heißt nicht nur, dass man eine negative Einstellung gegenüber Ausländern oder Menschen aus anderen Kulturen hat, sondern bedeutet auch, gegen andere Religionen, sexuelle Ausrichtungen oder gegen die Allgemeingültigkeit der Menschenrechte [Änderung der Redaktion; 30.04.2018] zu sein.

Der Titel Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage ist weltweit verbreitet. In Deutschland tragen diesen Titel insgesamt 1.700 Schulen, davon allein im Bundesland Berlin 64 Schulen.

Eine Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage muss, um ihren Titel zu erhalten, regelmäßig einen Projekttag (SoR-Tag) zum Thema Rassismus durchführen. Momentan gibt es an unserer Schule einen Projekttag pro Jahr. An diesem Tag bearbeiten die Klassen Projekte, deren Ergebnisse sie nachmittags jeweils einer anderen Klasse vorstellen. Die Klassen tauschen Kenntnisse zu ihren Themen (z.B. Vorurteile oder rassistische Schriftzüge an öffentlichen Plätzen) aus.

Aber sollte man das Thema Rassismus nur einmal im Jahr aufgreifen? „Nein!“, sagen über die Hälfte unserer Mitschüler*innen, laut unserer aktuellen Umfrage (Stand: November 2017) unter mehr als 30 Siebt- und Achtklässler*innen. Das Ergebnis der Umfrage unterstreicht, dass das Thema „SoR“ viel häufiger im Unterricht und im Rahmen von Projekttagen behandelt werden sollte.

Die Vorschläge der Schüler*innenschaft reichen von einmal im Monat bis zweimal im Jahr.

Unsere Schule ist seit Mitte März 2015 offiziell eine Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage, aber bemerken das die Schüler*innen des Fichtenberg-Gymnasiums überhaupt?

Unserer Umfrage zufolge sind die Meinungen in der Schüler*innenschaft des 7. und 8. Jahrgans sehr verschieden. Gerade einmal knapp die Hälfte der Befragten ist sich bewusst, dass wir eine Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage sind. Der andere Teil merkt kaum einen Unterschied zu anderen Schulen und meint, dies nur anhand des Schildes am Haupteingang erkennen zu können.

Diese Umfrage steht im Missverhältnis zu den Aussagen unseres Schulleiters, Herrn Steiner.

In unserem Interview mit ihm stellte er klar in den Vordergrund, dass unsere Schule ein besonderes Schulklima habe. Diese Einstellung begründete er mit der Aussage, dass die Schüler*innenschaft genau wisse, wie sie sich im Rahmen des Etiketts Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage zu verhalten habe. Das Schild am Haupteingang unserer Schule würde dieses Klima und die damit in enger Verbindung stehende Einstellung in Form der Außenansicht nochmals unterstreichen.

Des Weiteren führte er auf, dass es eine Besonderheit unserer Schule sei, dass das Schild Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage nicht nur ein Bild zum Anschauen sei, sondern die Intention (Sinn und Zweck), die dahinter steckt, durch die Schule gelebt werde.

Aufgrund der unterschiedlichen Ansichten zwischen der Schüler*innenschaft aus den unteren Jahrgängen (7. und 8.Klasse )und der Aussage des Schulleiters sollte vor allem auf das Umfrageergebnis geachtet werden. Das Thema Rassismus sollte verstärkt im Unterricht und durch mehr Projekttage im Schuljahr behandelt werden. Dies sollte von schulischer und von Seiten der Schüler*innenvertretung, der AG sowie von der Elternvertretung neu diskutiert werden.

Weiterhin sind viele Schüler*innen der Auffassung, dass man Willkommensklassen in die Projekttage einbeziehen sollte, sodass man unter anderem etwas aus ihrem Leben erfährt und wie sie sich beispielsweise gefühlt haben, als sie ihre Heimat verlassen mussten. Bisher werden die Willkommensklassen nicht in die unteren Klassenstufen  integriert.

Ein weiterer Lösungsvorschlag der Schüler*innen für eine bessere Wahrnehmung als Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage ist, dass nicht nur im Haupt-Schulgebäude Hinweise zur AG und zum Thema Rassismus ausgehängt werden, sondern auch in den Nebengebäuden. Die Schüler*innen der unteren Klassenstufen, die im Nebengebäude untergebracht sind, bekommen bisher kaum etwas von der Existenz und den Aktionen der AGs mit. So könnten alle AGs der Schule durch Aushänge im Nebengebäude oder durch Vorstellungen in den Klassen besser bekannt gemacht werden.

Die Schüler*innen der unteren Klassenstufen sollten mehr in Themen und Aktionen zur „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ einbezogen werden.