Die Sammlung der Rotkäppchen-Varianten entstand im Deutsch Grundkurs des ersten Qualifikationssemesters (Q1) unter Leitung von Fr. Regenbrecht. Im dritten Teil der Veröffentlichung werden eine moderne sowie eine poetische Variante vorgestellt. Hier geht es zum ersten, zweiten ,vierten und fünften Teil der Sammlung.
Rotkäppchen – moderne Version
Redcap – so wurde sie von ihren Freunden genannt, das Mädchen mit der roten Baskenmütze, welche sie von ihrer Oma geschenkt bekommen hatte.
Ihre Oma war nämlich früher eine berühmte Modedesignerin und hatte diese Mütze eigenhändig für ihre Enkelin angefertigt. Um ihre Oma auf den neuesten Stand der Modewelt zu bringen, brachte Redcap ihr regelmäßig Zeitschriften vorbei. Es war wieder der zweite Dienstag des Monats, also machte sich Redcap nach der Schule auf den Weg zu dem Haus ihrer Großmutter. Natürlich nicht, ohne vorher noch einmal bei ihr anzurufen, denn ihre Oma vergaß häufiger mal, an welchem Tag ihre Enkelin sie besuchen kam. Mit den Zeitschriften unter dem Arm geklemmt, machte sich Redcap also auf den Weg zur S-Bahn. Etwas länger als eine halbe Stunde brauchte sie immer zum Haus ihrer Oma, welches nach sieben S-Bahn-Station noch zwischen 10-15 Minuten zu Fuß durch den Wald entfernt lag – je nachdem, in welchem Tempo Redcap durch den Wald stapfte. In der Nähe des S-Bahnhofs Grunewald begegnete Redcap dem Polizeimeister Hunter, einem Freund ihrer wohlhabenden Großmutter, welcher Sie darauf hinwies, sich vor dem gewalttätigen Einbrecher in Acht zu nehmen, der seit kurzem sein Unwesen in der Gegend trieb. Mit einem leicht mulmigen Gefühl und den Modezeitschriften unter dem Arm lief Redcap den vertrauten Waldweg entlang – jedoch etwas schneller als sonst. So kam es, dass sie die dicke Wurzel eines Baumes übersah und darüber stolperte. Als sie sich gerade bücken wollte, um die Magazine aufzuheben, die ihr beim Stolpern unter dem Arm weggerutscht und in das Gras neben dem Waldweg gefallen waren, griffen bereits zwei Hände nach den Ausgaben der „InStyle“ und „Vogue“ und reichten sie Redcap entgegen. Verwundert darüber, wie der Mann so plötzlich und geräuschlos aufgetaucht war, nahm sie die Zeitschriften an sich und brachte noch ein verunsichertes „Danke“ hervor.
„Da frage ich mich doch, wieso so ein junges Mädchen mit Frauenzeitschriften in der Hand alleine im Wald unterwegs ist?!“, sagte der junge Mann mit einem schiefen Grinsen im Gesicht. Andere hätten dieses Grinsen als aufdringlich und seltsam empfunden, doch Redcap fand, dass der Mann sympathisch wirkte. Dies war auch der Grund, warum sie dem Fremden erklärte, dass sie die Zeitschriften ihrer Oma immer mitbrachte, die ja die ehemalig berühmte Designerin war und keine fünf Minuten mehr entfernt, geradeaus und dann rechts, in dem schicken Haus wohnte. Der Mann schien sehr interessiert zu sein und fragte Redcap nach ihrem Namen. Als diese ihm ihren Spitznamen nannte, antwortete er: „Ich bin Wolfgang aber werde auch bei meinem Spitznamen genannt – Wolf“.
Daraufhin deutete er auf die vielen Blumen, die am Wegrand bis in den Wald hinein blühten. „Früher als Kind, als es noch kein Internet gab, bin ich immer raus gegangen und habe Blumen für meine Großmutter gepflückt. Deine Oma würde sich bestimmt über einen selbstgemachten Blumenstrauß freuen!“ Redcap dachte kurz nach und stellte sich vor, wie ihre Großmutter wohl reagieren würde, wenn sie sie mit den Blumen überraschen würde. Ihr gefiel die Vorstellung und so verabschiedete sie sich freundlich von Wolfgang, oder Wolf, wie er genannt werden wollte und machte sich daran, schnell ein paar schöne Blumen für ihre Oma zu sammeln. Weil sie immer andere, noch schönere Blumen entdeckte, ging Redcap immer tiefer in den Wald. So kam es, dass sie erst 45 Minuten später am Haus ihrer Oma ankam. Voller Lebensfreude betrat Redcap das Haus und bemerkte die Tatsache gar nicht, dass die Haustür bereits geöffnet war. Geräuschvoll ließ sie diese ins Schloss fallen und schmiss die Zeitschriften auf den Tisch im Esszimmer. Als sie die Vase aus der Küche mit den frisch gepflückten Blumen auf den Tisch stellte, viel ihr etwas auf.
„Oma, seit wann hast du denn einen Laptop?“ Als keine Antwort zurück kam, beschloss Redcap, sich im Haus etwas umzusehen und ihre Oma zu wecken, die bestimmt wieder beim Lesen eingeschlafen war. „Wieso ist so viel Erde auf der Treppe?“, rief Redcap verwundert, da sie wusste, dass ihre Oma nie mit den Gartenschuhen ins Haus ging. „Und wieso ist es hier so unordentlich?“, rief sie erneut, als ihr das, für ihre Großmutter sehr ungewöhnliche, Durcheinander auf dem Fußboden auffiel. Durch das plötzliche Geräusch hinter ihrem Rücken bekam Redcap einen riesigen Schreck und drehte sich abrupt um. Doch bevor sie realisierte, wer da vor ihr stand, spürte sie nur einen dumpfen Schlag am Kopf und ihr wurde schwarz vor Augen. „Wolf“ war das erste, was Redcap leise murmelte, als sie wieder zu Bewusstsein kam.
„Nein, nein, kein Wolf. Nur ein Einbrecher, aber den haben wir jetzt!“, waren die beruhigenden Worte des Polizeimeister Hunter, der gerade dabei war, den Mann aus dem Wald in Handschellen abzuführen.
Das liebreizende Rotkäppchen
Es war einmal, an einem gemütlich lauem Tag, ein wunderschönes Mädchen mit strahlend – glänzendem, braunen Haar, das ihre entzückende Großmutter über Alles liebte.
Von ihr bekam sie eines lieblichen Tages einen mutigen, rosenroten Samt-Umhang, der ihr von da an den Namen „Rotkäppchen“ verlieh.
Doch es verging nicht viel Zeit, bis Rotkäppchens geliebte Großmutter krank wurde und sie von ihrer Mutter die Idee eingepflanzt bekam, diese zu besuchen.
So machte sich das bedrückte kleine Rotkäppchen auf den langen Weg durch den düsteren Wald, um ihrer lieben Großmutter einen schweren Korb, gefüllt mit wohltuenden Geschenken, zu bringen.
Bevor sie losstapfen konnte, riet ihr ihre besorgte Mutter noch, nicht vom weisen Weg abzukommen und auf dem Pfad der Gesundheit zu bleiben.
Doch wie das Schicksal es wollte, fiel Rotkäppchen beim Bewundern der wärmenden Sonne, die durch die gläsernen Blätter der Bäume drang, ein Fluss aus bunten Blumen am Wegesrand auf, den sie ursprünglich nicht betreten sollte. So begab es sich, dass Rotkäppchen mit gutem Gewissen, ihrer fürsorglichen Großmutter eine Freude zu machen, den düsteren Umweg zum Haus dieser beschritt, in der Hoffnung, ihr mit dem gepflückten Strauß Blumen ein Lächeln aufs Gesicht malen zu können.
Doch während sie jeden Stiel den Kopf nahm und den Lebensfunken jeder Blume entriss, traf ein Wolf auf sie, der sie über das Haus und die sich darin befindende Großmutter ausfragte.
Ehrlich wie sie war, beantwortete Rotkäppchen jede einzelne Frage und ermöglichte dem Wolf somit das Eindringen in das kleine Haus ihrer nichtsahnenden Großmutter.
Wenige schwere Schritte und aufmerksame Blicke fehlten ihr noch bis zum Haus, als der hinterhältige Wolf sein weites Maul öffnete und Großmutter in seinen Bann zog.
Nachdem Rotkäppchen letztendlich das Schild der Tür durchbrach und den Wolf im triefenden Gewand der Großmutter vorfand, konnte ihr unschuldiges Gewissen sich die schreckliche Tat nicht ausmalen, wodurch Rotkäppchen nach unzähligen Erkundungen über des Wolfes Erscheinung in dessen blutdurstiges Grab eingeladen wurde.
Nach einiger Zeit kreuzte eines junges Jägers Interesse das krächzende Schnarchen des Wolfes, woraufhin er die kläglichen Schreie der genommenen Seelen vernahm.
Seinen Weg durch das triefende Gewebe der Bauchhöhle erkämpfte er sich mithilfe seines vor langer Zeit erworbenem Jagdmessers.
Blutregen fand sein wütendes Gesicht, als er endlich die Gefangenen befreite.
Der Zeiger der Uhr legte keinen weiten Weg zurück, bis sich das Monster mitsamt Steinen in seiner Speisekammer im Labyrinth des Brunnens verlor.
Nach SPD Wahlschlappe – Rotkäppchen legt ihre Kappe ab
(Autor: Julius Neumeister)
Experten hielten es für unmöglich, ein Arzt behauptete sogar die Kappe sei mittlerweile Teil ihres Kopfes, doch es geschah: Rotkäppchen setze ihre Kappe ab.
Ihr Spitzname lautet „Rotkäppchen“. Diesen Namen trägt sie, da sie seit ihrer Geburt glühende SPD-Anhängerin ist und eine entsprechend rote Kappe trägt. Diese bekam Rotkäppchen im jungen Alter von ihrer Großmutter geschenkt, mit der sie zugleich ein Abenteuer erlebte. Als damals ihre Großmutter, zur Bundestagswahl 2013 mit Peer Steinbrück als Kanzlerkandidat der SPD, erkrankte, war Rotkäppchen zwiegespalten, einerseits konnte sie ihre bettlägerige Großmutter nicht allein lassen, andererseits musste ihre Wählerstimme an die SPD gehen. Nach langem Überlegen entschied sie sich dafür, bei ihrer Großmutter zu bleiben. Diese riet ihr trotz der Krankheit, das Haus für die Wahl zu verlassen. Als Rotkäppchen dabei war, das Wahllokal aufzusuchen, nutze Angela Merkel von der CDU die Gelegenheit, um SPD-Stammwähler*innen aus dem Weg zu schaffen und verspeiste die kranke Großmutter. Da Angela Merkel das Haus nicht rechtzeitig verlassen konnte, gab sie sich in der Schnelle als die eben verputze Großmutter aus. Als Rotkäppchen zurückkam und sich wunderte, weshalb ihre Großmutter im Bett eine Raute forme, wurde auch sie verzehrt. Doch Rotkäppchen und ihre Großmutter hatten Glück, denn Putin jagte zufällig in dem Wald Terroristen. Er wurde durch das laute Schnarchen der Großmutter argwöhnisch, weswegen er in das Haus einbrach und Angela Merkel mit vollgeschlagenem Bauch vorfand. Er schnitt Merkel auf, befreite Rotkäppchen und die Großmutter, legte stattdessen russische Hacker in ihren Bauch und nähte diesen wieder zu. Jedoch hielt dies Merkel nicht davon ab, die Wahl zu gewinnen.
Mittlerweile haben wir 2017 und die neue Bundestagswahl stand vor wenigen Tagen an. Die SPD erzielte unter Martin Schulz lediglich 20,5% und hatte damit das historisch schlechteste Ergebnis. Rotkäppchen, die mittlerweile 27 Jahre alt ist, legte aus Trauer und Enttäuschung ihre rote Kappe nach 25 Jahren ab. Ob sie in Zukunft weiterhin SPD wählen wird, weiß sie noch nicht, sie hält es für möglich den Grünen beizutreten und sich eine grüne Kappe überzuziehen. Vielleicht heißt es in Zukunft ja „Grünkäppchen“.